Ruimtevaarder Raumfahrer |
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Stef Bos über seine neue CD “Ruimtevaarder” |
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Eine CD ist für mich wie ein Kapitel in einem Fotoalbum, das ich über die Jahre hinweg angelegt habe. Es erzählt etwas über das, was ich um mich herum sehe und was ich gewahr werde. Nicht mehr und nicht weniger. Es sind Eindrücke, die ausgedrückt werden. Seit der „Zien“ (Sehen) CD spiele ich zuerst neue Lieder während einer Konzerttour, um sie dann kurze Zeit später aufzunehmen. Dadurch werden die meisten Lieder im Theater geboren und danach im Aufnahmestudio suche ich diese besondere Atmosphäre erneut. Anfangs fand ich es schwierig dieselbe Spannung noch einmal zu erfahren, die durch die Anwesenheit eines Publikums in einem Theatersaal erzeugt wird. In einem Studio verbringt man nach den Aufnahmen in der Regel noch ein paar Tage damit, nachträglich zu singen. Das funktionierte bei mir in Bezug auf die Interpretation nicht so gut. Deshalb entschied ich mich dafür, während der Aufnahmen zu dieser CD Stimme und Musik gleichzeitig aufzunehmen und die Musiker als Publikum zu betrachten. So entstanden verschiedene Fassungen eines Liedes, Fotos sozusagen. Wir wählten dann jeweils die unserer Meinung nach beste Version eines Liedes aus. Diese CD wurde auch als erste CD ohne Gastmusiker aufgenommen. Deshalb lehnt die CD sich auch ganz nah an die Vorstellungen an, in denen wir gespielt haben. Der kreative Beitrag der Musiker Jan van Looy, Francis Wildemeersch, Roberto Mercurio und Martin de Wagter ist dadurch größer als vorher. Die einzige Ausnahme bildet das Lied „Droom“ (Traum). Für dieses Lied fügte ich in Johannesburg zwei Frauenstimmen hinzu (Wes Lee und Stella Khumalo). Peter Bulkens, der für die Aufnahme und den Mix zuständig war, war ein guter neutraler Außenseiter und so etwas wie ein musikalischer Regisseur. Das ist sehr wichtig ohne ein Publikum. Vielen Dank an alle. Stef Bos August 2005 |
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Eine kleine Einführung zu den Liedern auf der neuen CD
Dieses Lied hat eine lange Geschichte. Den Refrain schrieb ich nach einer Begegnung mit einem Don Quichote in der Ebene am Kap: Er hieß Skoeman der Lappiesman. Es war ein alter farbiger Mann, der schon fünfzig Jahre umherzog, um aus nichts etwas zu machen. Aus Abfall den er entlang des Weges fand, schuf er Kunstobjekte, die nur derjenige kaufen konnte, von dem er wusste, welche Seele in dem zukünftigen Besitzer steckte. Er war eine Art Freigeist, der mich zu dem Refrain des Liedes anstiftete. Erst viele Jahre später nach vielen Versionen bildete sich der heutige Text um die schon vorhandenen Worte. Es wurde letztendlich eine kurze Betrachtung des Weges, den ich zurückgelegt habe. Vom aufwachsen während des Kalten Krieges bis zu der Zeit in der wir heute leben.
Voor Nu und De Verliefden sind zwei geradlinige Texte, die von einem wirksamen Mittel gegen den Zynismus handeln: der Liebe. Für die Vorstellung, dass es nur drei Themen gibt über die man einen Text schreiben kann, darüber dass sie kommt-, dass sie geht oder dass sie da ist, habe ich mich niemals erwärmen können. Es gibt glücklicherweise noch mehr auf der Welt, als nur das allein. Aber als ich die Texte für diese CD schrieb, fühlte ich mehr als vorher das Bedürfnis, ohne viele Umwege etwas über die Liebe zu schreiben, die für mich immer noch ein Mysterium bleibt.
Während der Vorbereitung zur Theatertour Licht spielte ich mit dem Gedanken, ein musikalisches Thema als roten Faden zu verwenden, welches unterschiedliche Gestalten annimmt. Von heiter bis melancholisch bis sich fügend. Während einer der Proben spielte Jan van Looy eine Akkordfolge zu diesem Thema. Ich war sofort von der filmischen Atmosphäre dieses Stückes begeistert. Da musste ich etwas mit machen.
Feest und Dun Ijs sind zwei Lieder, die zusammengehören. Die Thematik ist dieselbe. Das Spannungsfeld zwischen Ambition und Talent. Wobei die Ambition das Talent vor ihren Karren spannt. In Feest beobachtet ein alter Schauspieler den Opportunismus der Anwesenden während eines Empfanges, auf dem die Egos sich wie Schachfiguren bewegen. Dun Ijs ist die Fortsetzung von Feest, in dem einer der Anwesenden den Ruhm auf sich vereint, mit der Gefahr sich selbst um Kopf und Kragen zu spielen. Es ist weniger ein moralisches Urteil über jemand anderen, als eine Warnung für mich selbst. Ich habe selber mehrmals auf der Grenze balanciert, in dem das Lied dem Sänger diente. Ich bin der Meinung, dass es genau umgekehrt sein muss. Dieses Spiel hat mich immer neugierig auf Filme wie Mephisto und den politischen Idealismus gemacht, der mit einer Versklavung an die Macht einhergeht.
Erzählungen von Fabiola Egro während meiner Rundreisen in Albanien, Mazedonien und dem Kosovo Ende der neunziger Jahre haben mich dazu veranlasst dieses Lied zu schreiben. Fabiola arbeitet für eine Frauenorganisation die es sich zum Ziel gesetzt hat, dort den Frauenhandel zu bekämpfen. Sie erzählte mir, dass viele Frauen mit dem falschen Versprechen einer Heirat auf die andere Seite der Adria gelockt werden und letztendlich in die Prostitution geraten.
An dem Tag, als Pieter van den Hoogeband in Athen Gold gewann, war auf der Titelseite einer Zeitung ein Foto abgedruckt, auf dem ein Sarg zu sehen war. Dieser Sarg wurde aus einem Militärflugzeug getragen. Das Flugzeug kam geradewegs aus dem Irak, der Junge im Sarg hieß Jeroen Severs. Das Bild einer niederländischen Fahne, die auf dem Sarg drapiert war und zur gleichen Zeit die gleiche Fahne, die für den Sportler gehisst wurde, veranlasste mich zum Schreiben dieses Liedes.
Ursprünglich als Gedicht geschrieben für meinen Gedichtband Gebroken Zinnen (Verlag Lanoo, 2004). Während der Arbeit für eine erste Übersetzung ins Afrikaans hatte ich eine Gitarre zur Hand. Ich spielte drei Akkorde und bevor ich mich versah, war ein Lied geboren.
Das Lied ist im Herbst 2004 im Waasland, wo ich wohne, entstanden. Von meinem Fenster aus blickte ich auf eine Reihe Pappeln, die ihre Blätter im Wind verloren. Ich sah plötzlich den Wechsel der Jahreszeiten und wie relativ das Ende ist. Dachte an diejenigen die nicht mehr hier sind und verspürte eine Lebenslust die in diesen Text mündete.
Der Refrain dieses Liedes entstand Anfang der neunziger Jahre in einem Zug Richtung München. Ich war ein paar Stunden lang verliebt in ein Mädchen, das mir gegenüber saß. Zehn Jahre später an der belgischen Küste schoss mir diese Begebenheit wieder in den Kopf und fand in diesem Lied seinen Ausdruck. Die Musik dazu entstand wieder ein paar Jahre später während der Nah-Theatertour. Einige Worte wurden von einem auf den anderen Moment geboren, andere Worte brauchten etwas länger bis sie ausgetragen waren.
Als ich in Groningen gastierte, besuchte ich eine Galerie und sah dort ein Kunstwerk von Harry Arling, dass wie ein Spielzeug aussah. Ein Raumfahrer saß auf einer Rakete und machte auf mich den Eindruck eines eigenwilligen Träumers. Das Kunstwerk gefiel mir so gut, dass ich es kaufte und bei mir zu Hause auf den Arbeitstisch stellte. Mein Blick fiel beim arbeiten immer wieder auf den Raumfahrer und es entstand bei mir die Gewissheit, die ich all die Jahre hindurch immer stärker fühlte; ein Mensch muss sich selbst loslassen um sich selbst zu finden.
Eine Ode an Johannes Kerkorrel, der dieses Lied während der Apartheid geschrieben hatte. Hillbrow war ein Stadtteil in Johannesburg, in dem verschiedene Rassen zusammenlebten. Obwohl das durch das Gesetz verboten war. Ende der achtziger Jahre ähnelte Hillbrow dem Berlin der zwanziger Jahre mit seinem brausenden Leben. In diesem Viertel lebten viele Künstler die sich gegen das Regime wehrten. Durch dieses Liebeslied für Hillbrow drückte Kerkorrel aus, wofür er stand und setzte dadurch seine Gegner schachmatt. Leider starb Johannes Kerkorrel im Jahre 2002. Er war derjenige, der mir das Land Südafrika zeigte. Er war ein Gefährte der mich dort führte, wo ich eine zweite Heimat fand.
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Stef Bos Liedtexte in deutscher Übersetzung: |
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©Translation 2005-2007 Peter Mioch, Christel J Stefariel, 28201 Bremen Germany
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